04.09.2023
Iris – die Edle und Kostbare
Iris – die Edle und Kostbare

Interview mit Diplom-Biologen Dr. Marcel Flemming

Die Iris germanica auch Schwertlilie genannt, kommt ursprünglich aus den trockenen Landstrichen des Mittelmeerraumes. Ihr nahezu unbeschreiblicher Duft, macht sie so wertvoll. Angesichts unserer neuen Pflegeserie Iris-Marula haben wir mit dem Diplom-Biologen Dr. Marcel Flemming darüber gesprochen, was die Iris so besonders macht. In dem Fall ist es nicht nur ihr außergewöhnlicher Duft, sondern auch ihre besondere Herkunft.

Herr Flemming, der Name Iris germanica bringt die Augen von Parfumeuern zum Strahlen. Was ist ihre Besonderheit?

Irisextrakte und Irisöl sind sehr intensive und komplexe Rohstoffe, die Parfums einen besonders edlen Hauch verleihen. Dazu besitzen Irisprodukte i.d.R. eine lange Haltbarkeit auf der Haut und dienen als Fixateure.

Können Sie uns den Duft der Iris beschreiben?

Allgemeingültige Duftbeschreibungen sind kaum möglich, da Duft etwas sehr Subjektives mit viel Interpretationsspielraum ist. Die Variation, die Sie von uns beziehen, besitzt als Irisbutter folgende Duftnoten − meine persönliche Beschreibung wohlgemerkt: Pudrig, fruchtig, frisch und würzig zu Beginn. Später deutlich veilchenartiger, blumig, pudrig und leicht seifig-kosmetisch. Sehr stark und haltbar, besonders auf Kleidung. Am besten ist die Wirkung in starker Verdünnung.

Kein Wunder, dass die Schwertlilie auch als die Edle und Kostbare bezeichnet wird.

Dazu trägt nicht nur ihr Duft bei. Der komplizierte Anbau über drei bis vier Jahre und die lange Alterungszeit, bis die Duftstoffe nach der Ernte entstehen zusammen mit den sehr niedrigen Ausbeuten machen Irisprodukte sehr teuer, was noch mehr zu deren Nimbus beiträgt. So kostet 1 Kilogramm Irisbutter je nach Duftstoffgehalt, zwischen 10.000-20.000 Euro und Irisöl erzielt Preise von über 60.000 Euro pro Kilogramm, ist also teurer als Gold.

Was ist der Unterschied zwischen Irisöl und Irisbutter?

Irisbutter ist das durch Hydrodestillation gewonnene, aber durch den Gehalt an Fettsäuren bei Raumtemperatur feste ätherische Öl der Iris. Wegen der Konsistenz auch Irisbutter genannt. Irisöl wird durch Abreicherung der Fettsäuren aus der Butter gewonnen. D.h. der Irongehalt (Duftstoffe) steigt von etwa 10-15 Prozent bei der Butter auf über 60-70 Prozent an.

Doch wer denkt, der edle Duft wird aus den lila-blauen Blüten gewonnen, liegt falsch.

Die Duftstoffe finden sich im Rhizom. Ein Rhizom ist botanisch gesehen ein meist waagrecht unter der Erde oder an der Erdoberfläche wachsender, meist verdickter Spross (= Stängel). Das Rhizom dient der Iris als Speicherorgan für Wasser, Kohlenhydrate, Fette und Proteine. Das Rhizom ist nahezu „unkaputtbar“. Ein Jahr ohne Wasser in der prallen Sonne oder 20 Grad unter Null, alles kein Problem. Das Rhizom wird wieder Wurzeln und Blätter treiben.

Dank ihrer Fähigkeit, den Feuchtigkeitshaushalt zu managen, ist die aus den Rhizomen gewonnene Irisbutter beliebt zur Pflege von trockener Haut. Sie kann unterstützend wirken bei der Zellerneuerung und so dazu beitragen, den Alterungsprozess der Haut zu verlangsamen.

Was bei der Gewinnung des hochwertigen Irisöls nicht vergessen werden sollte: Es bedarf einer langen Alterungszeit von mehreren Jahren, bis die Duftstoffe nach der Ernte entstehen.

Wobei Sie und Ihr Forschungsteam nun ein Verfahren entwickelt haben, um den Alterungsprozess zu beschleunigen.

Der von uns verwendete Alterungsprozess ist rein physikalisch, also kein chemischer oder biologischer Prozess. Die Duftstoffe entstehen durch eine Spaltung eines Moleküls, wobei Sauerstoff im Spiel ist. Wir erhöhen den Sauerstoffpartialdruck (Druck und Temperatur) und beschleunigen somit den natürlichen Prozess, ohne etwas hinzuzufügen. Das bedeutet, dass wir anstatt drei bis vier Jahren, nur sechs Wochen benötigen (exklusive der Trocknung), um Rhizome mit viel höheren Duftstoffgehalten und besserer Qualität zu erhalten.

Allein die zeitliche Komponente ist beachtlich! Warum erhalten Sie dadurch auch eine bessere Qualität?

Bei der langen Lagerung von drei bis vier Jahren gehen viele Duftstoffe verloren und es können sich Schimmel bilden und andere Schädlinge die Qualität mindern. All diese Probleme und auch die nötige Lagerkapazität können wir umgehen und erhalten ein viel reineres und sauberes Produkt höchster Qualität.

Dabei ist nicht nur das Verfahren innovativ, sondern auch die Herkunft der Rohstoffe.

Iris wird u.a. in Südfrankreich, der Toskana, Marokko und mittlerweile viel in China angebaut. Unser Rohstoff hingegen stammt aus Bayern, was ein Novum ist. Es handelt sich dabei um ein von der EU und Bayern gefördertes Projekt, das 2019 mit dem Anbau der Iris in Niederbayern begann. Den Projektträgern und insbesondere unserem Landwirt, der uns viel Vorschussvertrauen entgegenbrachte, gilt daher mein besonderer Dank. Mittlerweile wird die gesamte Wertschöpfungskette von der Ernte über die Trocknung bis zur Lagerung in Bayern umgesetzt. Und ich freue mich darauf mit meinem Team bald eine Parfumserie herauszubringen, bei der die Bayerische Iris in ungewohnt hoher Dosis die Hauptrolle spielen wird.

Und wir freuen uns, dass wir dank dieses Projekts nicht nur ein qualitativ besonders hochwertiges ätherisches Öl beziehen können, sondern auch eines mit einem geringeren Co2-Fußabdruck. Herr Flemming, vielen Dank für das Gespräch.

Dr. Marcel Flemming ist Diplom-Biologe sowie Geschäftsführer und Leiter Forschung und Entwicklung der SKG-GmbH, einem Spin-Off der Universität Regensburg.

Wenn Sie tiefer in die Veredelung der Iris eintauchen wollen, empfehlen wir Ihnen den Beitrag von Marcel Flemming in FORUM, Fachzeitschrift für Aromatherapie, Ausgabe 61, 2023.

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