Eintauchen und Durchatmen – der Wald als Ort der Entspannung
Ätherische Öle und Wohlbefinden
Das Spiel aus Schatten und Licht, das Rauschen der Blätter, der Duft feuchter Erde und harziger Nadeln, gepaart mit einzelnem Vogelgesang. Wie kaum ein anderer Ort steht der Wald für Ruhe und Entspannung. Er lädt uns ein, neue Energie zu tanken.
Mehr als ein Ort der Ruhe
Während eines Aufenthaltes im Wald wird der Mensch mit all seinen Sinnen angesprochen.
Was aber genau ist es, das beim Eintauchen in den Wald sogar eine gesundheitsfördernde Wirkung hervorruft? Der Internist Prof. Dr. Andreas Michalsen beschreibt es in seinem Buch „Heilen mit der Kraft der Natur“ so: „Es können verschiedene Faktoren sein: Das Licht und die Farben, die Bewegung und sportliche Komponente, die Stille und die subtilen Geräusche, die gute Luftqualität, die Zeit der Achtsamkeit ohne Stress und natürlich auch die Düfte und damit die ätherischen Öle“ (S. 234).
Waldtherapie auch im Westen angekommen
Shinrin Yoku, was übersetzt so viel bedeutet wie „in der Atmosphäre des Waldes baden“, hat in Japan eine lange Tradition. Die Waldmedizin ist dort eine anerkannte wissenschaftliche Disziplin, die an Universitäten gelehrt und in Form von Waldtherapien praktische Anwendung findet. Auch im Westen hat die Wissenschaft das Thema längst auf die Agenda gerückt. Am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München beispielsweise ist die Waldtherapie Bestandteil der Klimatherapie, die gezielt für präventive und therapeutische, aber auch rehabilitative Zwecke eingesetzt werden kann. Das Forschungsteam begleitet wissenschaftlich die Entwicklung von Heilwäldern und bietet Weiterbildungen zum Wald-Gesundheitstrainer an.
Wissenschaftliche Studie zur Wirkung von ätherischen Ölen
Um herauszufinden, ob ätherische Öle tatsächlich an der Heilwirkung des Waldes beteiligt sind, verweist Michalsen in seinem Buch auf einen wissenschaftlichen Versuch des japanischen Umweltmediziners Prof. Qing Li der Nippon Medical School: „Sechs von zwölf Versuchsteilnehmern der Studie übernachteten in einem Zimmer, in das, ohne Wissen der Teilnehmer, über einen Vernebler waldspezifische Terpene eingeleitet wurden. Die andere Hälfte schlief in einem Zimmer, in das keine Terpene einströmten. Und tatsächlich, am nächsten Morgen hatten die Walddüfte Wirkung gezeigt: Die Stresshormone im Blut, der Blutdruck und die Blutzuckerkonzentration waren deutlich abgesenkt. Die Konzentration natürlicher Killerzellen hatte sich erhöht“ (S. 235).
Terpene fördern Killerzellen
Terpene sind pflanzliche Sekundärstoffe, die der Pflanze zum Beispiel gegen Insekten helfen. Oft haben die Terpene ein bestimmtes Aroma, das auch vom Menschen wahrnehmbar ist. Die Apothekerin Gisela Hillert erläutert hierzu in FORUM , Fachzeitschrift für Aromatherapie: Mit einem Anteil von 90 % seien sie die größte Inhaltsstoffgruppe der ätherischen Öle. Die Konzentration der Terpene in der Waldluft sei im Sommer höher als im Winter und im Waldinneren durch dichten Baumbestand höher als am Waldrand (…). Erfreulicherweise sei sie auch im für Menschen zugänglichen bodennahen Bereich höher als in den Baumkronen, so Hillert (Ausgabe 54, S. 21).
Michalsen fasst die positive Wirkung der Düfte des Waldes in „Heilung mit der Kraft der Natur“ so zusammen: „Wie (…) ausgeführt, bringt der Aufenthalt in der Natur, im Wald, in Parks oder Gärten ein großes Plus für die Immunabwehr. Im Wald haben die Duftstoffe, die ätherischen Öle, eine günstige Wirkung auf die Killerzellen, und die stressreduzierende Wirkung von Natur fördert die Bildung von Antikörpern“ (S. 406).
Die Düfte des Waldes für zuhause
„Ich empfehle die Aromatherapie gerne und habe selbst sehr gute Erfahrungen damit gemacht“, resümiert Michalsen. Meine persönlichen Lieblingsdüfte hängen mit meiner Herkunft aus dem Voralpenland zusammen: Es sind Lärche, Zirbelkiefer, Latschenkiefer, Fichtennadel und Zeder – aber auch Sandelholz und Citronella können meine Stimmung an einem schwierigen Tag schnell erhellen“ (S. 235).
Unsere Produktempfehlungen
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Die Walddüfte
Atlaszeder: Sie zählt nicht zu den klassischen Walddüften, denn das ätherische Öl wird nicht durch Nadeldestillation, sondern aus dem Kernholz mindestens 20 Jahre alter Bäume gewonnen. (…) Das aromatherapeutisch verwendete Öl der Atlas-Zeder gehört mit seinem vollen, weichen und holzig-balsamischen Duft zu den Basisnoten „mit Herz“. Physisch ist es stabilisierend und aufbauend.
Douglasie: Das Öl mit seinem fein-waldigen, leicht zitronigen Duft ist eine wahre Wohltat für die Atemwege. „Gerade Menschen, die in der Großstadt leben, empfinden es als eine Befreiung der Lunge und atmen wieder tief in den Bauch hinein.“ (Hillert 2018). Es beseitigt nicht nur stickige Gerüche, sondern empfiehlt sich zusammen mit Zitrone zur Raumluftverbesserung in Erkältungszeiten oder Krankenzimmern.
Latschenkiefer: Der frisch-würzig harzige Duft ist bekannt aus Einreibemitteln bei rheumatischen Beschwerden (z.B. Franzbranntwein) und zum Mobilisieren nach Operationen. Neben seinen kreislaufanregenden, durchblutungsfördernden, entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften wirkt das Öl schleimlösend, antiseptisch und auf ganzheitlicher Ebene stärkend und aufrichtend.
Weißtanne: „Kelten und Germanen galt die Tanne als Symbol für Licht, Stärke und Hoffnung. (…) Das liegt sicherlich mit an dem außergewöhnlich hohen Gehalt an Monoterpenen, die in einem solchen Tannenwald in der Luft liegen. Sowohl die hervorragende raumluftdesinfizierende Wirkung als auch der wohltuend stimulierende Effekt auf die Atmungsorgane machen dieses Öl zu einem idealen Raumduft in Erkältungszeiten, Krankenzimmern und natürlich auch in der Sauna.“ (Hillert 2018).
Zirbelkiefer: Die Zirbelkiefer (…) ist ein Nadelbaum der höchsten Bergregionen. Aus ihren Zweigen (…) wird ein ätherisches Öl gewonnen, das ganz besonders raumluftreinigend ist. Das Öl wirkt ungemein befreiend – nicht nur auf die Atemwege – und wird daher auch gerne in der Psychotherapie eingesetzt (…).
Auszug aus „Düfte des Waldes für eine starke Gesundheit“ von Gisela Hillert in FORUM, Fachzeitschrift für Aromatherapie, Ausgabe 54, 2019.
Zu den Autor:innen
Prof. Dr. med. Andreas Michalsen ist Internist und Ernährungsmediziner. Er ist Professor für Klinische Naturheilkunde der Charité Berlin und Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin. Michalsen publiziert und referiert international im Bereich der Naturheilkunde und Komplementärmedizin. Sein Bestseller „Heilen mit der Kraft der Natur“ erschien 2017 bei Insel.
Gisella Hillert ist Apothekerin mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Integrative Medizin. Zudem ist sie als Referentin für Aromatherapie tätig sowie Fachbeirätin im Vorstand von FORUM ESSENZIA e.V.