07.02.2023
Aromamischungen für die professionelle und häusliche Pflege
Aromamischungen für die professionelle und häusliche Pflege

Interview mit Gabi Dorner
Die Aromapflege bietet eine ganze Palette an Möglichkeiten, die Lebensqualität von kranken und pflegebedürftigen Personen merklich zu verbessern. Sei es mit wohltuenden Einreibungen oder Raumdüften, die Wohlgeruch vermitteln. Gabi Dorner, Dozentin für Naturheilkunde, Aromatherapeutin und Krankenschwester, sammelte vor 30 Jahren erste Erfahrungen mit aromapflegerischen Anwendungen. Seither gehören Aromamischungen für sie zum lieb gewonnenen Begleiter in der professionellen Kranken- und Altenpflege.

Was schätzen Sie besonders an der Aromapflege?
Die Aromapflege ist eine wichtige Ergänzung zur klassischen Schulmedizin. Mit ihrer Hilfe kann ein Heilungsprozess unterstützt sowie Ängste und Unwohlsein gelindert werden. Für mich ist es das Gesamtpaket, das sie so wirksam macht: Je nach Anwendung und unterschiedlicher Aromamischung, kann z.B. die Hautfunktion gestärkt oder eine tiefe Durchatmung stimuliert werden. Durch die Berührung und die Zuwendung bei den Einreibungen fühlt sich die pflegebedürftige Person beachtet und geschätzt. Sie spürt, man nimmt sich für sie Zeit, was sich wiederum positiv auf ihre Stimmung auswirken kann. Diese emotional-psychische Komponente ist nicht zu unterschätzen. 

Sich bewusst Zeit nehmen, ist das angesichts personeller Engpässe in der Pflege nicht illusorisch?
Genügend Zuwendung für alte und kranke Menschen bleibt im stressigen Pflegealltag, egal ob in der ambulanten oder stationären Pflege, oftmals auf der Strecke. So haben Pflegefachkräfte kaum Zeit für zusätzliche Einreibungen, die man als Pflegedienst zudem auch nicht abrechnen kann. Die Aromapflege macht daher nur Sinn, wenn man sie in den normalen Pflegeablauf integrieren kann. Das ist durchaus möglich.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Bei der großen Körperpflege / Dusche kann z.B. der Rücken Pflegebedürftiger im Rahmen des regulären Pflegeablaufs mit einer Zuckeröl-Massage eingerieben werden. Ich nehme dafür etwas Haushaltszucker und vermische ihn mit ein paar Tropfen Körperöl, um die trockene Haut am Rücken sanft und mit rhythmischen Bewegungen einzureiben. Das dauert nicht mal eine Minute. Im Anschluss dusche ich den Patienten, wie sonst auch, mit klarem Wasser (im Badewannenlifter) ab. Dann wird der restliche Körper, ohne Rücken, normal eingeseift und abgeduscht. Der Rücken muss bei dieser Behandlung weder eingeseift noch im Anschluss eingecremt werden, da die Aromaölmischung rückfettend ist. 

Klingt in der Tat einfach. 
Dennoch ist vorsichtig geboten: ätherische Öle sollten für Hautanwendungen niemals pur, ohne Emulgator, also ohne fettes Öl verwendet werden. Alternativ kann man sie in natürliche Salbengrundlagen einmischen. Daher ist es sicher und zeitsparend auf fertige Aromaölmischungen zurückzugreifen. Zudem sollte man auf naturreine ätherische Öle achten, die frei von synthetischen Zusatzstoffen sind. 

Lässt sich mit der Aromapflege auch der Gesamtorganismus bettlägeriger Personen stärken?
Durch Einreibungen mit Aromamischungen kann der Hautstoffwechsel gefördert und die Haut nachhaltig in ihrer Funktion gestärkt werden. Dies bildet, in Kombination mit anderen wichtigen Maßnahmen wie Wechsellagerung und Antidekubitusmatratze, eine einfache, aber hilfreiche Dekubitus-Prophylaxe. Eine wohltuende Hautpflege für Brust und Rücken mit geeigneten ätherischen Ölen unterstützt zudem dabei, tief durchzuatmen und erleichtert das Abhusten von Schleim. Dies bringt dem Pflegebedürftigen nicht nur bei Atembeschwerden eine große Erleichterung. Das tiefe Durchatmen verbessert auch die Sauerstoffversorgung, die bekanntlich so etwas wie der Treibstoff unseres Körpers ist.

Welche weiteren Eigenschaften verbinden Sie mit der Aromapflege?
Ätherische Öle als Raumduft können eine gewisse Keimreduktion bzw. Raumdesinfektion bewirken, was sie gerade in der Erkältungszeiten zu beliebten Begleitern in der Pflege macht. Zudem erreicht man mit der Aromapflege eine wirksame Geruchsbindung, ohne unangenehme Düfte nur zu überlagern. Das ist beispielsweise hilfreich bei Wunden, die stark absondern und riechen. Schwierige Gerüche wie diese, können Menschen, die den Raum betreten regelrecht zur Flucht bewegen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mit Hilfe einer guten Geruchsbindung, Angehörige und Besucher länger beim Patienten verweilen und die Atmosphäre oftmals entspannter ist.

Welche Düfte empfehlen Sie für die Geruchbindung? 
Auf keinen Fall blumige Düfte. Stattdessen wähle ich Citrus- und Nadelbaumdüfte wie Zirben- und Tannenduft. Regelmäßiges Lüften für Frischluftzufuhr ist selbstverständlich trotzdem ratsam. 

 

Produktempfehlungen zum Einsatz in der ambulanten oder stationären Pflege:

Atemerleichterung:   
Körperöl: Allgäuer Atemöl, Erkältungsöl befreiend 
Dusch & Ölbad: Thymian-Myrte
Duftöl: Thymian-Zitrone Raumduft 

Dekubitus-Prophylaxe: 
Salben/Cremes: Windelbalsam
Körperöle: Pflegewohl-Öl, Pflegeöl angegriffene Haut

Geruchsbindung: 
Raumsprays: Andensonne, Thymian-Zitrone, Waldfrische, Waldwichtel
Duftöle: Andensonne, Thymian-Zitrone, Waldfrische, Waldwichtel

Literaturtipps
Viele praktische Anwendungen rund um die Aromapflege finden Sie in „Aromapflege, Praktische Aromatherapie für den Pflege- und Familienalltag“, Ingeborg Stadelmann, 2020.
Wer wissen möchte, welches ätherisches Öl bei welchem Krankheitsbild angewandt werden kann, wird fündig in „Aromatherapie in Wissenschaft und Praxis“, Steflitsch/Wolz/Buchbauer/Heuberger/Stadelmann, 2021.

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