
Im Ampertal in Bayern hat sich das engagierte und sympathische Ehepaar Nußsteiner mit ihrem Betrieb „Ampertaler Naturöle“ ganz dem biologischen Anbau von Duft- und Heilkräutern verschrieben: „Es geht darum, mit der Natur zu arbeiten und zu schauen, was gut wächst und ins Betriebssystem passt. Denn am Ende muss der Mensch mit der Pflanze wie auch die Pflanze mit dem Menschen zurechtkommen“. Wir beziehen von „Ampertaler Naturöle“ für unsere Aromamischungen Pfefferminze, Muskatellersalbei, Angelikawurzel, Schafgarbe und Melisse. Alles in bester Demeter-Qualität.
Ein Familienbetrieb im Einklang mit der Natur
Im Ampertal, rund 30 Kilometer nördlich von München, liegt der landwirtschaftliche Familienbetrieb „Ampertaler Naturöle“. Der Hof blickt auf eine lange Geschichte zurück, doch in den letzten Jahrzehnten gab es einige Veränderungen: Der Betrieb wandelt sich vom konventionellen Milchviehbetrieb mit eigener Obstbrennerei zum erfolgreichen Kräuteranbaubetrieb mit eigener Destille.
Der Wandel des Betriebs
Der Hof war bis 1997 ein konventioneller landwirtschaftlicher Milchviehbetrieb mit eigener Obstbrennerei. 2014 stellten die heutigen Eigentümer, Irmgard und Bernhard Nußstein nach Übernahme von dessen Onkel, den Betrieb auf die biologische Wirtschaftsweise um. Die Themen gesunder Hoforganismus und Bodenleben lassen die beiden nicht mehr los. So entscheiden sie sich 2018 für den nächsten großen Schritt und stellen die 50 Hektar Anbaufläche auf die biodynamische Wirtschaftsweise gemäß der Demeter-Richtlinien um. Ihr Ziel: Die Erhaltung natürlicher Ressourcen und ein lebendiger Hoforganismus.
Seit 2000 werden die angebauten Kräuter in der hofeigenen Destillationsanlage destilliert und das gewonnene ätherische Öl an Kunden, wie die Kemptener Bahnhof-Apotheke verkauft.
Warum Kräuter und ätherische Öle?
Die Entscheidung, sich auf den Anbau von Duft- und Heilpflanzen zu konzentrieren, war nicht zufällig. Bereits Nußsteins Vater, ein Apotheker, interessierte sich für Heilpflanzen wie beispielsweise den Engelwurz. Die Begeisterung für die Wirkung von Heilkräutern gab er an seinen Sohn weiter. Aktuell werden neben Engelwurz auch Zitronenmelisse, Muskatellersalbei, Thymian, Scharfgarbe und Pfefferminze angebaut. Allesamt Kulturen, die auf den heimischen Böden der Region und unter den vorherrschenden Bedingungen optimal wachsen können. „Denn es geht darum, mit der Natur zu arbeiten und zu schauen, was gut wächst und ins Betriebssystem passt“, erklären die beiden begeistert „denn am Ende muss der Mensch mit der Pflanze wie auch die Pflanze mit dem Menschen zurechtkommen“.
Vom Saatkorn zur Staude
Bei Ampertaler Naturöle beginnt der Weg der Pflanze nicht erst bei der Aussaat, sondern bereits mit der Gewinnung des Saatkorns. Jedes Saatkorn stammt von den eigenen Pflanzen und „wenn eine Pflanze keine Samen produziert, dann fühlt sie sich nicht wohl und selektiert sich damit selbst“, so Irmgard Nußstein.
Das Saatkorn wird entweder direkt auf das Feld ausgebracht oder im Fall von empfindlicheren Kulturen in kleinen Töpfen im Gewächshaus vorgezogen, damit sie stabil genug sind, um auf das Feld ausgepflanzt werden zu können. „Wie auf einer Frühgeborenenstation im Krankenhaus“ erklärt Irmgard Nußstein lachend.
Aus den kleinen Pflänzchen werden mehrjährige Stauden, die viele Jahre auf den Feldern wachsen. Im Anschluss sorgt ein ausgeklügeltes System von Fruchtwechsel und Zwischenfrüchten dafür, dass die Böden gesund bleiben und somit eine Monokultur vermieden wird. Ein wichtiger Aspekt des biodynamischen Anbaus ist zudem, dass der Mensch den natürlichen Rhythmus der Pflanzen respektiert und sich nach ihren Bedürfnissen richtet – nicht nach einem starren von ihm gestalteten Arbeitsplan.
Ernte und Destillation
Geerntet wird mit Hilfe eines umgebauten Messerbalkenmähers. Anschließend werden die Duftpflanzen für die Destillation vorbereitet. Die Destillationstöpfe werden von Hand mit den Kräutern befüllt und nach der Destillation wieder von Hand entleert. Auch jenseits der Handarbeit ist die Erntezeit für das Paar herausfordernd. Denn nicht sie selbst, sondern die Natur gibt ihnen den Rhythmus vor. Zum einen muss für die Ernte das Wetter passen, zum anderen muss die Pflanze ihren optimalen Entwicklungsstand haben, damit ätherisches Öl bester Qualität gewonnen werden kann. Stimmen die Bedingungen, kann es schon passieren, dass bis in die Nacht hineingearbeitet wird. Jedes der rund ein Hektar großen Felder wird zweimal im Jahr abgeerntet. Der Ertrag, so Bernhard Nußstein variiert je nach Pflanze sehr stark. So liefert die Pfefferminze pro Hektar ca. 80 Liter ätherisches Öl. Die Melisse dagegen nur ein bis zwei Liter pro Hektar.
Der richtige Umgang mit Beikräutern, Schädlingen und Wetterlagen
Auch biodynamisch wirtschaftende Betriebe müssen Beikräuter entfernen, allerdings ohne Herbizide. Diese unwillkommenen Naturkräuter werden mit Hilfe von Maschinen oder mühsam per Hand von den Feldern entfernt. Gleichzeitig ist den Landwirten bewusst, dass jedes Kraut, auch wenn es oft als Unkraut bezeichnet wird, seine Berechtigung hat. Viele davon haben eine wichtige Zeigerfunktion und deuten auf bestimmte Bodenbedingungen hin. In der biodynamischen Landwirtschaft wird dieser Aspekt besonders geschätzt. Weist doch die Natur mit ihren „Zeichen“ den Weg und gibt zu erkennen, was sie braucht – daher der Name Beikraut. Ist das Bodenleben gesund und im Gleichgewicht, wachsen viele der Beikräuter gar nicht mehr.
Auf jeden Fall entfernt werden Pflanzen, die die Qualität des ätherischen Öls beeinträchtigen können. Wächst also beispielsweise eine Scharfgarbe auf einem Feld mit Pfefferminz-Pflanzen, so können die Inhaltsstoffe der Scharfgarbe in das ätherische Pfefferminzöl gelangen und die Qualität dementsprechend verändern, was dann nicht mehr als genuines Öl im Handel verkauft werden kann. Um das zu verhindern, werden die Felder vor der Ernte zu Fuß begangen, um störende Pflanzen oder Beikräuter direkt zu jäten.
Pflanzen, die weder die Qualität des ätherischen Öls noch das Wachstum der Duftpflanzen beeinflussen, dürfen in der Regel bleiben. Darüber freuen sich die unterschiedlichsten Lebewesen und es entstehen lebendige Felder.
Ein anderes Problem landwirtschaftlicher Betrieb sind Schädlinge oder Wetterlagen. Sie sind die Hauptursache für Ernteausfälle. Während konventionell wirtschaftende Betriebe bei Schädlingen auf Pestizide zurückgreifen, vertrauen die Nußsteins auch hierbei auf die Selbstregulierung der Natur, solange die Pflanzen gesund und widerstandsfähig sind. „Ein gut funktionierendes Ökosystem braucht keine Pestizide solange der Hoforganismus gesund ist“, so Bernhard Nußstein.